Fast wie eine Hochzeit:
zunächst aufgefallen, immer angeschaut, mich in sie verliebt
und heute, da habe ich sie: die Trafostation
Lothar Vormwald ist gelernter Starkstromelektriker und von Kind
an faszinieren ihn die Isolatoren. Mit zehn Jahren schaute er zu, wie Stromleitungen
in der Nähe seines Wohnortes erneuert wurden und die alten Isolatoren
auf dem Boden lagerten. Eine gewisse Faszination sei von ihnen ausgegangen,.
erzählte er und der kleine Knirps dachte damals: „Mensch, die halten
aber viel Strom aus.“ In der Schule hatte er das Fach „Technisches Zeichen“
belegt und was hatte er unterm Arm zum Abzeichnen? Einen Isolator. 1968 begann
er seine Ausbildung als Starkstromelektriker und hatte ab sofort „Mit dem
Zeug zu tun“. Der erste Isolator wurde ihm 1976 geschenkt und von da an wuchs
die Sammlung ständig. Seit etwas zehn Jahren hat ihn sie Sammlerleidenschaft
so richtig gepackt. „Ganz intensiv geht er an die Sache ran,“ ergänzt
Ehefrau Daniele, „wenn er ein bestimmtes Stück unbedingt haben will,
setzt er alle Hebel in Bewegung, um ausgerechnet diesen einen Isolator auch
zu bekommen.“ „Isolatoren gibt es auf der ganzen Welt, sie werden überall
benötigt. Sie sprechen eine internationale Sprache und unterscheiden
sich nur in der Bauart.“ Den Strom zu isolieren, sei eine Sache, die Isolatoren
so herzustellen, dass sie Wind und Wetter – Kälte und Wärme – standhalten,
eine zweite. Und stolz zeigt er seine Sammlung, etwa an die 500 Stück
von Fingerhutgröße bis zu eineinhalb Meter Länge besitzt er
und sie wiegen ab fünf Gramm bis 460 Kilogramm. Die Bandbreite
der Stromspannung reicht von 220 bis 440 000 Volt. Seine Isolatoren sind aus
Porzellan und Glas hergestellt, in seinem Besitz sind Stücke aus 20
Ländern. Etwas nachdenklich fügt er hinzu: „Nur aus Afrika habe
ich noch nichts.“ Die Herstellungsdaten reichen von der Jahrhundertwende bis
heute, die meisten sind aus dem Jahre 1919, genau so alt, wie die Trafostation
ist. Es sind Kappen,- Vollkern- und Langstabisolatoren, auf vielen sind die
Firmenzeichen und das Baujahr noch zu erkennen. Es sind viele Urlaubsmitbringsel
von Freunden und Nachbarn dabei, denn seine Sammlerleidenschaft hat sich herumgesprochen.
Als er hörte, dass die Trafostation unter Denkmalschutz gestellt ist,
wurde die Idee eines Museums schnell aufgegriffen und er fand bei dem Bürgermeister
der Stadt Unterstützung. „Den Trafoturm kenne ich seit Beginn meiner
Lehre,“ sagt der Sammler, „Ich habe viel drin gearbeitet und war fasziniert
von dem ganzen Gebäude, der Sandsteinmauer, den schönen Dach mit
der Wetterfahne drauf.“
Jetzt freut er sich über die Realisierung seiner Idee, die er alleine
umgesetzt hat. Das Museum ist fertig. „Es ist fast wie eine Hochzeit,“ sagt
er abschließend und schmunzelnd, „Mit 14 Jahren ist mir die Trafostation
aufgefallen. Im Laufe der Jahre habe ich sie mir immer wieder angeschaut und
mich in sie verliebt. Und heute, da habe ich sie.“
-Doris Ketscher- |