Menschen im Landkreis Lohrer Echo v. 24.8.1999

Dienstag 24. August 1999

Der inter-nette Lohrer Ernst Huber
Ernst Huber macht das *Städle* Lohr weltweit bekannt.

Der inter-nette Lohrer

Ernst Huber und seine »Inoffizielle Lohrer Homepage«

Lohr. Für manchen Amerikaner, Kanadier oder Australier ist Ernst Huber der bekannteste Lohrer. Das Internet hat dem 41-jährigen Sendelbacher einen weltweiten Freundeskreis und seiner »Inoffiziellen Lohrer Homepage« Tausende von Zugriffen aus aller Herren Länder gebracht. Für sein »schö' Städtle« Lohr macht er gern kostenlos Reklame, auch wenn ihn sein Hobby jeden Monat fast einen dreistelligen Betrag an Online-Gebühren kostet. 

Der Lohn dafür sind viele Kontakte sowie Lob und Anerkennung im elektronischen Gästebuch, das in seiner gedruckten Fassung inzwischen tatsächlich Buch-Dicke erreicht. »Die Lohrer Homepage ist wirklich toll«, schrieb ihm Doris Frank aus Australien, die auf der Spurensuche nach Schneewittchen von der Suchmaschine zu Hubers Homepage geschickt wurde. »Was für eine geniale Homepage ­ ich werde noch ganz krank vor Heimweh!«, mailte Daniela Karpf aus Miami, eine von vielen Ex-Lohrern, die in den Weiten des World Wide Web ein kleines Stückchen virtueller Heimat gefunden haben. 

Wie kommt ein bodenständiger Elektriker und zweifacher Familienvater zu diesem Hobby? Huber versteht sich nicht als Computerfreak, der immer die neueste Programmversion oder Gerätegeneration laufen haben muss. Im Gegenteil: Mit seinem 200er Pentium-PC und einem 33.6-k-Modem weigert er sich beharrlich, ins ISDN-Zeitalter einzutreten. Und nächtelanges Internet-Surfen ohne Kontakte zur Außenwelt muss auch nicht sein. Eine, zwei oder mal drei Stunden am Abend, das reicht ihm, um die fünf, sechs E-Mails pro Tag möglichst prompt zu beantworten und an seiner Homepage weiterzubasteln. 

Ein Klassentreffen war es, das 1996 sein Internet-Engagement auslöste: »Guck mer mal, was da geht«, nach diesem Motto habe er hinterher das Erinnerungsfoto eingescannt, damit der Klassenkollege aus Amerika auch was davon hat. Es klappte ­ doch zufrieden war Huber damit noch längst nicht: »Was schreibst´n jetzt dazu?«, war gleich die nächste Frage. Und etliche eigene Lohr-Fotos hatte er noch, um den ersten Internet-Versuch auszubauen. 

Weiteres kam »auf Kundenwunsch« hinzu: Da fragte mal einer: »Habt Ihr keine Kneipen in Lohr?« und seitdem steht das »Blues-Corner«-Programm bei Huber weltweit abrufbar bereit ­ was ihm prompt die CD einer ungarischen Band ins Haus brachte, die unbedingt mal dort auftreten möchte. 

Noch kurioser war eine andere Bewerbung bei Huber: Nachdem er auf seiner Homepage Infos über die weltbekannte Stunt-Schule des Lohrers Hermann Joha hatte, schickte eine junge Koreanerin ihre Unterlagen, um als Stuntfrau ausgebildet zu werden. Ein anderer bot die Bestellung von Christbaumkugeln an, nachdem Huber den Christkindlmarkt als Suchwort hatte eintragen lassen. 

Kontakte zu bekommen und auch zu vermitteln, macht dem gesprächsfreudigen Huber am meisten Spaß. Wenn sich ein Patrick aus Florida meldet, der vor 15 Jahren mal Schüler am Aloysianum war, und fragt, ob es seine Jugendliebe Nicole noch gibt, dann ist es für Huber eine Freude, die Adresse zu suchen und hinzugehen oder anzurufen. Er genießt den Überraschungseffekt, wenn wieder mal ein Lohrer, den er von einem weitentfernten Freund grüßt, zu ihm sagt: »Wie kommst denn Du zu dem?«. »Dann muss ich halt' immer erklär' ­ un' das is' immer schö'«, freut sich Huber, wenn er eingeschlafene Freundschaften über alle räumlichen Grenzen hinweg neu erweckt. 

»Die Festwoche ist der Renner«, schildert Huber den Hochbetrieb der vergangenen Wochen auf seiner Homepage. Zu Lohrs fünfter Jahreszeit gibt's Anfragen aus aller Welt. Wer nicht kommen kann, möchte wenigstens das Programm sehen oder die Bilder vom Festplatz, dem Jukebox-Auftritt oder Keiler-Frühschoppen, die Huber mit einer Digitalkamera aufnimmt, damit sie schon kurz darauf weltweit anzusehen sind. Aber auch andere Feste haben ihre Fans: »Warum steht denn nix drin über das weltberühmte Stumpesgassefest?«, wollte ein Anfrager wissen, der noch nicht mitbekommen hatte, dass es dieses Jahr ausfällt. 

Viele Anfragen zu Zimmervermittlungen zeigen, dass sich Touristen gern auf Hubers Seite über Lohr informieren. Das ist kostenlose Werbung für Lohr, zumal Huber die Anfragen gerne ans Verkehrsamt weiterleitet. Manchmal kommt ein Internet-Bekannter auch selbst vorbei. Ein Holländer ist zur Festwochenzeit extra zu Huber gefahren, um mit ihm zwei Maß zu trinken. Live genießen ist halt doch besser als virtuell zu träumen. 

Über 100 Seiten mit Bildern und Informationen über Lohr, die Stadtteile, Museum, Bayersturm, Valentinuskapelle, Bootshafen oder Maintal-Bummler sind im Lauf der Zeit zusammengekommen. Über 13000 Mal wurde Ernst Hubers Seite seit Dezember 1996 schon aufgerufen und hat Lohr von seinen schönsten Seiten gezeigt. 

»Ich hab' mich überall ein bisschen breit gemacht«, erklärt er sich den Erfolg. Eine Reihe von Such-Stichworten wie »Schneewittchen«, »Keiler« oder »Weinfeste« an die Suchmaschinen-Betreiber gemeldet und schon kommen die Seitenkontakte. 30-bis 50-mal täglich ist www.ernst-huber.de gefragt. 

Und falls doch einer mit dem Angebot nicht zufrieden sein sollte, hat Spaßvogel »Ernie« Huber einen Trost parat: Man darf dem Homepage-Autor auf seinem Bild elektronisch die Ohren ziehen oder eine lange Nase drehen...

        Klaus Fleckenstein

Die inoffizielle Lohrer Homepage

Inoffizielle Lohrer Homepage nennt Ernst Huber sein Angebot,das er aber nicht als Konkurenz zur offiziellen Internet Seite der Stadt Lohr versteht, sondern eher als die humorvollere Ergänzung.
und hier gibt es noch ein Bericht aus dem kleinen Lohrer von November 2008
Der Kleine Lohrer
Artikel aus dem kleinen Lohrer von November 2008

Neuer Sponsor für die inoffizielle Lohrer Homepage gefunden
Mein Bild der Woche vom 20. 8. 2009

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