Sonderausstellung Schulmuseum Lohr a. Main

Neue Sonderausstellung vom 29. Oktober 2006 bis 29. Juli 2007 Neue Sonderausstellung
„Warum hast Du so ein großes Maul?“
„Rotkäppchen“: Märchen und Politsatire

Rotkäppchen und der Wolf auf einer Schutzhülle für die Schiefertafel, um 1955

Dass das politisch ausgerichtete Lohrer Schulmuseum dem Märchen „Rotkäppchen“ eine Sonderausstellung widmet, ist weniger darin begründet, dass es wohl das populärste Märchen der Gegenwart ist, sondern in seiner politischen Verwendbarkeit und seinen zahlreichen satirenhaften Politvarianten usw. in den vergangenen 200 Jahren.
Ausschnitt aus einem Werbewandbild der Deutschen Bundesbahn 1967
Ausschnitt aus einem Werbewandbild der Deutschen Bundesbahn 1967: Die Schwälmer
Gegend als Heimat Rotkäppchens – wohl auch wegen der roten Kappe, die zur dortigen
Tracht der Mädchen und unverheirateten Frauen gehört.
Schon als die Brüder Grimm „Rotkäppchen“ zu Beginn des 19. Jahrhunderts in die literarische Form brachten, wie sie uns heute noch in den Märchenbüchern begegnet, war dieses Märchen für die Zeitgenossen auch ein Kommentar auf die damalige französische Invasion und Besatzung. Rotkäppchen stellte das deutsche Volk dar, der Wolf die französischen Besatzungstruppen und der Jäger wies auf die Dichter der Befreiungskriege 1806-1815 hin.
1831 verglich Heinrich Heine das zaristische Russland mit einem Wolf, der in großmütterlicher Verkleidung über die deutschen Rotkäppchen herzufallen drohte, und Wladimir Majakowski beschrieb 1917 in einem Gedicht das revolutionäre Russland als einen Wolf, der rote Barettchen frisst.
Parodie auf Rotkäppchen, von Tomi Ungerer
Parodie auf Rotkäppchen, von Tomi Ungerer, 1979; Abdruck
mit freundlicher Genehmigung der „Collection Tomi Ungerer,
Musées de Strasbourg“ / Diogenes Verlag, Zürich;
Karl Kraus sah 1933 die deutsche Sozialdemokratie in der Rolle eines Mädchens, das ahnungslos Blumen im Wald sucht und nur mit viel Glück vor dem faschistischen Wolf gerettet wird.
Auch die NS-Rassenideologen des Dritten Reichs fanden eine passende Ausdeutung: Der böse Wolf symbolisierte die Juden, Rotkäppchen das geknechtete deutsche Volk und im Jäger erkannten sie Hitler, der das arme deutsche Volk befreite.
Eine als politscher Witz getarnte Form des Widerstands gegen den toalitären NS-Staat war eine Rotkäppchen-Satire, die als Manuskript in Umlauf kam und auf die Lebensumstände im Dritten Reich anspielte. Vor allem der Ausruf des Jägers „Wie kann eine arische Großmutter so rassefremd schnarchen?“ wurde zur geläufigen Redewendung und führte die unsinnige Rassenlehre vor Augen. Als die Politsatire in der Faschingsausgabe der Münchner Neuesten Nachrichten 1937 erschien, wurden die verantwortlichen Redakteure von der Gestapo (= Hitlers geheime Staatspolizei) verhört und verwarnt, die Fachingsausgabe eingezogen.
Rotkäppchen und der Wolf, aus dem Kinderbuch Rotkäppchen, Verlag F. Coppenrath, Münster, 1985
Rotkäppchen und der Wolf, aus dem Kinderbuch Rotkäppchen, Verlag F.
Coppenrath, Münster, 1985; Abdruck mit freundlicher Genehmigung
der Autorin Antje Vogel
In ähnlicher Weise, auch als Manuskript, machte 30 Jahre später in der DDR eine Rotkäppchen-Version mit zahlreichen hintergründigen Anspielungen auf das Leben im sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat die Runde.
Als Wahlkampfhilfe in der BRD kam Rotkäppchen 1972 wieder „zu Ehren“. Im Frühjahr des Jahres lancierte die baden-württembergische CDU zum Landtagswahlkampf folgendes Inserat: „Rotkäppchen glaubte, die gute Großmutter liegt im Bett. In Wirklichkeit war es der Wolf. Er sprang heraus und fraß Rotkäppchen auf. Manche Bürger sind gutgläubig wie Rotkäppchen. Sie glauben, sie wählen die alte SPD! In Wirklichkeit aber wählen sie die Jusos. Die Radikalen bekommen die Mehrheit. Aber unser Volk will keinen Linkskurs! Wir mißtrauen sozialistischen Träumereien. Denn die sozialistische Wirklichkeit sieht anders aus. In der DDR, an der Mauer, in Prag. Die SPD-Parteitage beweisen: Die Jusos sind die SPD von morgen! Leider ist die SPD heute eine von links unterwanderte Partei.“
Little Red Riding Hood (das englische Rotkäppchen), London 1866, Illustrator Walter Crane
Little Red Riding Hood (das englische Rotkäppchen),
London 1866, Illustrator Walter Crane
Große Probleme bekam 1979 der Landwirt Ulrich Bornebusch aus der Nähe der fränkischen Stadt Aurach, der einen Wolf mit den Zügen von Franz Josef Strauß und davor ein kleines Mädchen an seine Scheune malen ließ mit dem Text: Warum hast Du so ein großes Maul? Es folgte „eine Justizkomödie, die zu den dramatischten Bearbeitungen des jahrhundertealten Märchenstoffs gehört...Die Gerichte kamen ins Rotieren, im Landtag wurden Anfragen eingebracht, die Presse nahm sich des Falles an, Leserbriefe füllten die Spalten der Lokalzeitungen, die Behörden gerieten in die Defensive, das Verfahren wurde eingestellt“. (Aus: Hans Ritz, Die Geschichte vom Rotkäppchen, MURIVERLAG, Göttingen, 2000).
Dass auch noch heute bei politischen Auseinandersetzungen gelegentlich das Rotkäppchen in Erscheinung tritt, zeigt der folgende Auszug aus einer Wahlkampfrede Jürgen Trittins im Jahr 2002:
Rotkäppchen-Postkarten, um 1925
Rotkäppchen-Postkarten, um 1925
„Die SPD erinnert zur Zeit an ein ängstliches Rotkäppchen im Wald. Aber macht Euch keine Sorgen – es gibt Rettung für Rotkäppchen: Sie ist grün, grün wie des Jägers Jacke. Auf, auf ins Jagen – retten wir das Land vor dem schwarzen Wolf.“
Wahlkämpfer sollten aber auch beachten, dass Rotkäppchen im Allgemeinen von seinem Charakter her zwar als hübsch und liebenswert, aber auch als leichtgläubig, naiv und mit einer Neigung zu Nonkonformismus und sexueller Ungebundenheit geschildert wird.
Rotkäppchen bei der Großmutter, Schulwandbild 1916
Rotkäppchen bei der Großmutter, Schulwandbild 1916
Bleibt noch zu erwähnen, dass im Märchen Rotkäppchens Vater nicht genannt wird. Tiefenpsychologen haben aber längst herausgefunden, dass der Vater „tatsächlich in zwei unterschiedlichen Formen zugegen ist – einmal als Wolf, die Externalisation der Gefahren, von ödipalen Gefühlen überwältigt zu werden, und zum anderen als Jäger in seiner beschützenden und rettenden Funktion“. (Aus: Bruno Bettelheim, Kinder brauchen Märchen, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1980). Auch diese ambivalente Erkenntnis dürfte das Märchen nur bedingt wahlkampftauglich machen.
Neben den gesellschaftlich-politischen Variationen des Märchens zeigt die Sonderausstellung natürlich auch die grimmsche Fassung und deren vielfältige Verwendung in Schule und Freizeit. Hinzu kommt noch die Vermarktung des Märchens als Werbeträger.
So vermitteln Schulwandbilder, Schul- und Märchenbücher, Spiele und Werbeartikel aus verschiedenen Epochen interessante Einblicke in vergangene Zeiten mit den entsprechenden geschichtlichen Hintergründen.
Ergänzungen bietet die ständige Ausstellung des Museums, deren zeitlicher Rahmen fast deckungsgleich ist mit der Zeit, seitdem Rotkäppchen Teil der deutschen Literatur ist.
Rotkäppchen als Werbeträger - Verschlussmarken für Briefe, um 1910
Rotkäppchen als Werbeträger - Verschlussmarken für Briefe, um 1910
Übrigens: Die ursprüngliche Literaturgeschichte des Märchens „Rotkäppchen“ begann, als der Franzose Charles Perrault 1697 in Paris „Rotkäppchen“ unter dem Titel „Le petit chaperon rouge“ drucken ließ.
Perrault war eine Art Hofdichter, der seine Erzählungen adeligen Damen widmete und jeder Geschichte eine lehrhafte Moral anhängte.
(Text: Eduard Stenger, Zum Sommerhof 20, 97816 Lohr am Main, Tel. 09359/317)

Das Rotkäppchen im Dritten Reich

Es war einmal vor vielen, vielen Jahren in Deutschland ein Wald, den der Arbeitsdienst noch nicht gerodet hatte, und in diesem Wald lebte ein Wolf. An einem schönen Sonntag nun, es war gerade Erntedankfest, da ging ein kleines BDM-Mädel durch den Wald. Es hatte ein rotes Käppchen auf und wollte seine arische Großmutter besuchen, die in einem Mütterheim der NSV untergebracht war. In der Hand trug es ein Körbchen mit einer Pfundspende und einer Flasche Patenwein. Da begegnete ihm der böse Wolf. Er hatte ein ganz braunes Fell, damit niemand gleich von Anbeginn seine rassefremden Absichten merken sollte. Rotkäppchen dachte auch nichts Böses, weil es ja wußte, daß alle Volksschädlinge im Konzentrationslager saßen, und glaubte, einen ganz gewöhnlichen bürgerlichen Hund vor sich zu haben. "Heil, Rotkäppchen!", sagte der Wolf. "Wo gehst du denn hin?" Rotkäppchen antwortete: "Ich gehe zu meiner Oma ins Mütterheim." "So", sagte der Wolf. "Aber dann bring ihr doch ein paar Blumen mit, mit denen das Amt für Schönheit der Holzarbeit den Wald geschmückt hat!" Sogleich machte sich Rotkäppchen daran, ein Erntesträußchen zu pflücken. Der Wolf aber eilte zum Mütterheim, fraß die Großmutter auf, schlüpfte in ihre Kleider, steckte sich das Frauenschaftsabzeichen an und legte sich ins Bett. Da kam auch Rotkäppchen schon zur Tür herein und fragte: "Nun, liebe Oma, wie geht es dir?" Der Wolf versuchte, die volksnahe Stimme der Oma nachzumachen und antwortete: "Gut, mein liebes Kind!" Rotkäppchen fragte: "Warum sprichst du heute so andersartig zu mir?" Der Wolf antwortete: "Die Rednerausbildung am Vormittag hat mich zu sehr beansprucht." - "Aber Oma, was hast du für große Ohren?" - "Damit ich das Geflüster der Meckerer besser hören kann!" - "Was hast du denn für große Augen?" - "Damit ich die Wühlmäuschen besser sehen kann!" - "Was hast du denn für einen großen Mund?" - "Du weißt doch, daß ich in der Kulturgemeinde bin!" Und mit diesen Worten fraß er das arme Rotkäppchen, legte sich ins Bett und schlief in seiner verantwortungslosen Art sofort ein und schnarchte.
Da ging draußen der Kreisjägermeister vorbei. Er hörte ihn und dachte: Wie kann eine arische Großmutter so rassefremd schnarchen? Und als er nachsah, da fand er den Wolf; und er schoß ihn, obwohl er keinen Jagdschein für Wölfe hatte, auf eigene Verantwortung hin tot. Dann schlitzte er ihm den Bauch auf und fand Großmutter und Kind noch lebend. War das eine Freude! Der Wolf wurde dem Reichsnährstand zugewiesen und zu Fleisch im eigenen Saft verarbeitet. Der Kreisjägermeister durfte an der Uniform einen goldgestickten Wolf tragen, Rotkäppchen wurde zur Unterführerin im BDM befördert, und die Großmutter durfte auf einem funkelnagelneuen KdF-Dampfer eine Erholungsreise nach Madeira machen.
(Aus: Münchner Netteste Nachrichten - Faschingsausgabe der Münchner Neuesten Nachrichten 1937) Die Politvariante des Märchens kam ursprünglich handschriftlich und ohne Autorenangabe in Umlauf. Es war eine als politischer Witz getarnte Form des Widerstands gegen den NS-Staat. Als das Märchen in der oben genannten Faschingsausgabe erschien, wurde diese verboten, die verantwortlichen Redakteure von der Gestapo verhört und verwarnt.
(Quellennachweis: Staatsarchiv München)

Begriffserklärungen zum historischen Verständnis:
BDM: Bund Deutscher Mädel, eine NS-Jugendorganisation
NSV: Nationalsozialistische Volkswohlfahrt
Pfundspenden: Nahrungsmittelspenden, die pfundweise an das NS-Winterhilfswerk abgegeben wurden.
Wühlmäuschen: Bezeichnung für Widerstandskämpfer
Kdf: Kraft durch Freude, NS-Freizeitorganisation
Meckerer: 1934 starteten die Nazis eine Kampagne gegen Nörgler und Kritiker und versuchten durch entsprechende Strafen diese mundtot zu machen.

Rotkäppchen in der DDR
Originaltitel: „Rotkäppchen, von neuem erzählt unter Voraussetzung sozialistischer Produktionsverhältnisse“:

Rotkäppchen war gerade dabei, ein frohes Jugendleben zu entfalten, da kehrte die Mutter von der Versammlung der Haus- und Hofgemeinschaft zurück. Sie begrüßte das Rotkäppchen mit der Losung Junger Pioniere: "Bildet Timur-Trupps und helft unseren Parteiveteranen bei der verlustlosen Einbringung der Gartenernte!"
"Rotkäppchen", schlussfolgerte sie, "nimm in dein Aktionsprogramm auch einen Besuch bei der Großmutter, der verdienten Parteiveteranin, auf! Überreiche ihr aus Anlass des 13. Jahrestages der Rentenerhöhung ein Stück Obstkuchen mit Schlagcreme und eine Weinflasche mit Faßbrause. Sie werden die Großmutter stärken zu guten Taten für den Sozialismus und im Kampf um die allseitige Durchsetzung der Neuerermethoden auf dem Gebiet einer kulturvollen Heimgestaltung. Weiche nicht vom Bitterfelder Weg ab! Und wenn du durch den Wald gehst, ermahne dich zu erhöhter Wachsamkeit gegenüber den parteifeindlichen Umtrieben des bösen Wolfes. Seinen sektiererischen und dogmatischen Einflüsterungen, die vom Klassenfeind diktiert sind, darfst du nicht zum Opfer fallen. Vergiß nicht das blaue Halstuch und die rote Kappe. Seid bereit!"
"Immer bereit!", antwortete etwas traurig das Rotkäppchen, denn es hätte gern weiter ein frohes Jugendleben entfaltet. Aber auf Grund der 10 Gebote der sozialistischen Moral und eines kämpferischen Klassenbewußtseins schätzte es die Perspektiven seiner jugendlichen Entwicklung richtig ein und machte sich auf den Weg.
Bei seiner Wanderung kam das Rotkäppchen an einer Wiese, die einen Überplanbestand schöner Blumen beinhaltete, vorbei. Dem Rotkäppchen gelang es, diese ungenutzten Reserven aufzudecken und sie unter Geringhaltung der Ausschußquote für die Produktion eines Blumenstraußes zu erschließen.
Als das Rotkäppchen gerade dabei war, in sein Produktionsprogramm auch die Einführung einer Pausengymnastik aufzunehmen, erschien der böse Wolf.
"Freundschaft", sagte der Wolf, "was machst du hier?" Rotkäppchen, das den Wolf nicht gleich identifizierte, antwortete: "Ich entwickle Initiative zum Besuch der Großmutter und versuche neue Wege zu beschreiten." "Laß uns eine Plandiskussion führen über einen komplexen Einsatz bei der Veteranin", antwortete der Wolf. "Wir wollen als Kollektiv ein Aktionsprogramm erstellen. Erstürmt die Höhen der Kultur!"
Noch im gleichen Augenblick wurde ihm ein Verbesserungsvorschlag bewußt. Er setzte den ökonomischen Hebel an und veränderte den Planentwurf dahingehend, daß er im progressiven Vorgehen in Teilabschnitten erst die Großmutter und dann das Rotkäppchen seinen Versorgungsplänen einverleiben wollte. So verstieß er gegen die Richtlinien des Jugendförderungsplanes, und Rotkäppchen sah sich alleingelassen.
Kurz darauf stand der verbrecherische Wolf vor dem Wohnblock, in dem die Großmutter durch Beziehungen im Veteranenclub eine Parterrewohnung bekommen hatte. Eingedenk der Devise "Jeder Mann an jedem Ort - einmal in der Woche Sport" sprang der Wolf durch das entgegen den Vorschriften der Staatlichen Versicherung der DDR offenstehende Fenster. Mit der kranken Großmutter ließ er sich auf keine Diskussion ein, sondern diktierte der Großmutter unter Mißachtung der Beratung durch die Führungsgremien einseitig seine Meinung, indem er sie einfach auffraß.
Danach versuchte der gefräßige Agent sich zu tarnen. Er zog Großmutters Nachthemd aus Dederon an und legte sich mit dem Krankenschein der SVK in der Pfote ins Bett.
Nach einer kurzen Weile betrat auch das Rotkäppchen die AWG-Wohnung. Als das Rotkäppchen die unrealistische Großmutter erblickte, erschrak es sehr.
"Großmutter, warum hast du so große Augen?" - "Ich habe eine Halbtagsbeschäftigung als Güterkontrolleur angenommen!"
"Aber Großmutter, warum hast du so große Ohren?" - "Ich betätige mich als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Ministeriums für Staatssicherheit!"
"Großmutter, warum hast du aber einen so großen Mund?" - "Weißt du denn nicht, daß ich Chefkommentator beim demokratischen Rundfunk war?" -
Der Wolf beendete die kämpferische Auseinandersetzung durch positive Überzeugungsarbeit, indem er auch das Rotkäppchen mit Haut und Haaren auffraß. Dann legte er sich schlafen und produzierte Schnarchtöne der Güteklasse "Q" mit Weltniveau.
Mit einem "Spatz" der Produktion vom VEB Simson-Suhl kam auf der Suche nach einer Vertragswerkstatt ein Mitglied des Jagdkollektivs daher. Zufällig führte der Jäger seine Thälmann-Super-Flinte II. Wahl mit sich. Dem Wolf wurde es zum Verhängnis, daß er es in fahrlässiger Weise an der nötigen Wachsamkeit hatte fehlen lassen. Mit Hilfe der Hinweise aus der Bevölkerung gelang es dem Jäger, den Wolf zu identifizieren und als Geheimagent der imperialistischen Ultras zu entlarven. Er realisierte die Tötung der scheußlichen Bestie und befreite das Rotkäppchen und die Großmutter aus dem Leib des bösen Wolfes.
Bevor sie den Tag der Befreiung mit Erstellung eines Kulturprogramms feierten, verfasste das Rotkäppchen einen Artikel für die "Junge Welt", mit dem es Kritik seiner falschen Verhaltensweise annahm und sich von seinem vertrauensseligen Versöhnlertum dem Wolf gegenüber distanzierte.
Der Jäger hatte durch die Befreiung der Großmutter und des Rotkäppchens zwei Arbeitskräfte aus der nichtarbeitenden Bevölkerung zusätzlich erschlossen und damit einen Zuwachs des Volksvermögens um jährlich 2000,63 Mark erzielt. Er erhielt eine Prämie von 300,- Mark. Außerdem wurde ihm für seine Tat eine Aufbaustunde im Rahmen seiner Selbstverpflichtung in der VMI angerechnet.
Die Großmutter zahlte freiwillig einen Betrag für die Volkssolidarität, und das Rotkäppchen ließ sich von der Großmutter die leere Weinflasche für die nächste Altstoffsammlung geben.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben dann leben sie noch heute.


Begriffsklärungen:
Junge Pioniere: sozialistische Kinderorganisation.
Timurtrupps: Schülergruppen, die bei der Rentner- und Familienbetreuung mithalfen.
Bitterfelder Weg: 1959 initiierte kulturpolitische Bewegung.
Blaues Halstuch: Symbol der Einheit von Pionieren, Elternhaus und Schule.
Seid bereit/Immer bereit: Gruß der Jungen Pioniere.
Veteranenklub: Rentnerklub.
Dederon: Kunststoff.
SVK: Sozialversicherungskasse.
AWG: Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft.
Spatz: leichtes Motorrad.
VEB: Volkseigener Betrieb.
Junge Welt: Zeitung der FDJ (Freie Deutsche Jugend).
VMI: Volkswirtschaftliche Masseninitiative.
Volkssolidarität: Spendenorganisation.

Sonderausstellung vom 29. Oktober 2006 bis 29. Juli 2007


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