Nun sind sie in guten Händen

im Lohrer Schulmuseum.

Mein Großvater Anton Loh wurde 1878 in dem kleinen Dorf Groß – Rechtenbach,
unweit von Wetzlar , geboren und verbrachte dort bis zu seiner Ausbildung
als Lehrer seine Jugendzeit mit seinen vier Geschwistern.

Der Lehrer und Rektor Anton Loh um 1930
Der Lehrer und Rektor Anton Loh um 1930

Sein Bruder Wilhelm wanderte nach Amerika aus und in dem ersten Brief, den er nach 5
Jahren nach Hause schickte stand :
„hey gibt’s jo Furche, so lang wie von
 Rechtebach bis Frankfurt –
un mir geht’s leidlich.“
 Mein Opa wurde in Usingen am Kgl. Lehrerseminar , einer sog.
Präparandenschule als Volksschullehrer ausgebildet, unterrichtete als
Junglehrer in Flammersbach bei Haiger in einem kleinen Klassenraum gemeinsam
alle Schülerinnen und Schüler der 1. – 4. Klasse. Im Winter brachten sie
Brennholz mit, damit der Klassenraum geheizt war und ihre nasse Kleidung
getrocknet werden konnte. Nach dieser Zeit kam er nach Wiesbaden –
unterrichtete in Mittelschulen für Mädchen und war 25 Jahre lang Rektor der
Hebbelschule in Wiesbaden.
Er war ein sehr belesener und geschätzter  Pädagoge, der in seiner Freizeit
noch einen gemischten Chor gründete und über 30 Jahre leitete. Er hat zwei
Kriege miterlebt und litt unter Hungersnot, Inflation , dem Bombardement und
sehr darunter, daß sein Sohn Walter, mein Vater, fast 5 Jahre  an
verschiedenen Fronten kämpfen mußte.


Wolfgang Loh (links) und Eduard Stenger im Kaiserzeit-Klassenzimmer des Lohrer Schulmuseums
Wolfgang Loh (links) und Eduard Stenger im Kaiserzeit-Klassenzimmer des Lohrer Schulmuseums.

Schon morgens um halb sieben ging er täglich zu seiner Schule, ein langer
Weg, und begegnete seinem Kollegen der anderen Schule auf dem Bismarckring.
Sie begrüßten sich mit dem Hitlergruß nur so lange, bis sie sich einig
waren, daß
                       „ guten Morgen Herr Kollege „
 auch ein schöner Morgengruß war und ist. Drei Tage vor Weihnachten ist er
1950 verstorben und hinterließ eine sehr umfangreiche Bibliothek. Viele
Bücher habe ich nun Herrn Rektor a.D. Eduard Stenger für sein so
umfangreiches und nach musealen Gesichtspunkten hervorragend und
beispielgebend gestaltetes Schulmuseum übergeben. Diese Bücher, kurz vor der
Jahrhundertwende gedruckt, sind wahre historische Schätze und gehören dort
hin, wo sie jederzeit greifbar für jeden interessierten Pädagogen sind –.
Es ist ein Genuß darin zu blättern – die Fülle der Themen in den Lesebüchern
( Erd – und Heimatkunde, Botanik, Märchen, Gedichte, Rätsel,
Religionsgeschichte, Berichte aus den Naturwissenschaft , Botanik und
Zoologie, Entdeckungen in den Kontinenten, Auszüge aus der klassischen
Literatur ) sollten Lehrer anregen, einen interessanten und
erinnerungswürdigen Unterricht zu gestalten. Hier ist eine Fülle von
Randwissen erhalten, was durch die heutige schnelle Infogestaltung durch die
einzelnen Medien verloren zu gehen beginnt.
Mein lieber Großvater Anton wird sich im Himmel bestimmt darüber freuen, daß
sein Enkel seine Bücher, die er oft als Handschmeichler bezeichnete , „ in
gute Hände „ übergeben hat und sicherlich im Schulmuseum Lohr für unsere
Nachwelt noch lange erhalten bleiben.
Wolfgang Loh      Januar  2023
 
Das Lohrer Schulmuseum im Ortsteil Lohr-Sendelbach ist
von Mittwoch bis Sonntag und an allen gesetzlichen Feiertagen jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet.
 Gruppen können auch nach vorheriger Absprache außerhalb der regulären Öffnungszeiten das Museum besuchen.
 (Kontakt: Eduard Stenger, Zum Sommerhof 20, 97816 Lohr a.Main; Tel. 09352/4960
oder 09359/317 oder 09352/848-465, e-Mail: eduard.stenger@gmx.net)

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